Während die einen das EU-Lieferkettengesetz im letzten Moment stoppen wollen, gehen andere schon mal voran. So wie Gruber Folien, ein Familienbetrieb für individuelle Verpackungslösungen. Gemeinsam arbeiten wir daran, die Lieferkette nachhaltiger zu gestalten. Wie das geht? Ein Blick in unsere Werkstatt.
Die Standortbestimmung mit dem Reifegradmodell hatte gezeigt, dass Gruber schon auf einem guten Weg war. Da lag es auf der Hand, die eigenen Werte auch in der Lieferkette stärker zu leben. Obwohl das Unternehmen nicht direkt vom Lieferkettengesetz betroffen ist, werden größere Kunden voraussichtlich Nachhaltigkeitsleistungen abfragen. Außerdem bietet eine nachhaltige Lieferkette klare Vorteile: stärkere Partnerschaften, weniger Risiken, mehr Resilienz und eine klare Positionierung als nachhaltiger Anbieter.
Um herauszufinden, wie es in der Lieferkette um Nachhaltigkeit steht, entwickelten wir einen Fragebogen und verschickten ihn an die wichtigsten Lieferanten. Die erste Herausforderung: Viele meldeten sich nur verzögert oder unvollständig zurück. Keine Zeit, keine Daten oder Angst, Geschäftsgeheimnisse preiszugeben. Einige dieser Hürden ließen sich im persönlichen Gespräch auflösen. Aber nicht alle. Deshalb brauchte es für die Auswertung Mut zur Lücke.
Trotzdem brachte die Lieferketten-Analyse wertvolle Erkenntnisse. Die Direktlieferanten hatten ausschließlich Standorte im DACH-Raum, und fast alle konnten relevante Zertifizierungen vorweisen. Ihre Rohstoffe stammten ausschließlich aus Europa und Asien. Als ersten Projekt-Meilenstein stellten wir die Lieferkette in einer Grafik dar.
Dann identifizierten wir die mit der Lieferkette einhergehenden Risiken. Und bewerteten sie zusammen mit dem Gruber-Team nach Ausmaß und Eintrittswahrscheinlichkeit. Das Ergebnis war eine individuelle Risiko-Matrix: Die größten Risiken – etwa Mikroplastik und Meeresverschmutzung – betreffen die gesamte Branche und ihre Produkte. Speziell in der Lieferkette von Gruber Folien gab es bei Transparenz, Klimaschutz und nachhaltigen Produkten noch Luft nach oben.
All diese Erkenntnisse präsentierten wir dem Gruber-Team zum Einstieg in einen Workshop. Dann erarbeiteten wir gemeinsam die nächsten Schritte:
- Interne Veränderungen angehen – vor allem Verantwortlichkeiten festlegen und die Mitarbeitenden informieren und weiterbilden
- Die Anforderungen an Lieferanten klar und verbindlich machen – am besten mit einem branchenweiten Verhaltenskodex
- Prüfen, ob alle den Kodex einhalten – da die Risiken überschaubar sind, bieten sich Selbstauskünfte oder Selbstaudits an
- Die Lieferanten dabei unterstützen, die Anforderungen zu erfüllen und sich weiterzuentwickeln. Denn darum geht es letztlich beim nachhaltigen Lieferkettenmanagement: um Partnerschaften zur Erreichung gemeinsamer Nachhaltigkeitsziele (SDG17).