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SDG to go: Prof. Dr. Werner Zollitsch über Leben an Land

von | 22.08.2023 | Beitrag

Weiter geht’s mit einer neuen Folge SDG to go. Diesmal haben wir mit Professor Werner Zollitsch über SDG 15 – Leben an Land gesprochen. Der Agrarwissenschaftler leitet das Zentrum für Globalen Wandel und Nachhaltigkeit an der Universität für Bodenkultur Wien.

1. Lieber Herr Zollitsch, warum engagieren Sie sich für SDG 15?

Für mich als Agrarwissenschaftler ist die unmittelbare Abhängigkeit des menschlichen (Über)Lebens von intakten Landökosystemen offensichtlich. Eine rein auf wirtschaftliche Vorteile ausgerichtete Nutzung von „Ökosystem-Dienstleistungen“ führt in die Sackgasse. Die wissenschaftlichen Befunde zum Zustand von Landökosystemen, zur Übernutzung von Boden- und anderen Ökosystemen bis hin zur Biodiversitätskrise sind eindeutig: Wenn wir nicht sofort beginnen umzusteuern, gefährden wir unsere Lebensgrundlagen.

2. Was können wir als Privatpersonen dafür tun?

Wir können unser Nachfrageverhalten nachhaltiger gestalten. Das bedeutet vor allem weniger Produkte und Dienstleistungen zu konsumieren, die schädlich für Landökosysteme sind. Indem wir zum Beispiel weniger fliegen, den motorisierten Individualverkehr reduzieren und von fleischlastiger auf pflanzenbasierte Ernährung umstellen, können wir individuell zu einer Verbesserung beitragen. Das darf aber keinesfalls davon ablenken, dass es letztlich politische Rahmenbedingungen braucht, die zu einem nachhaltigen Verhalten motivieren. Wer sich dafür einsetzt, wirkt über Änderungen im persönlichen Lebensstil hinaus.

3. Wie können sich Unternehmen im deutschsprachigen Raum für dieses Ziel einsetzen?

Da eine nachhaltige Entwicklung eine gleichzeitige und abgestimmte Transformation von Konsum und Produktion verlangt, kommt Unternehmen dabei eine wesentliche Funktion zu. Diese besteht einerseits in einer Ausrichtung der unternehmerischen Tätigkeit auf Nachhaltigkeit. Andererseits sind Unternehmen auch politische Akteure, die einen wesentlichen Einfluss auf die politischen Rahmenbedingungen haben, unter denen Wirtschaft stattfindet. Es ist ganz wesentlich, dass sie dieser Verantwortung in beide Richtungen nachkommen.

4. Gibt es Organisationen mit Vorbildcharakter, von denen andere lernen können?

Aus dem Bereich der Agrar- und Lebensmittelwirtschaft möchte ich diesbezüglich den Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft e.V. (BÖLW) nennen. Er vernetzt nicht nur Akteur:innen einer nachhaltigen Lebensmittelerzeugung, -verarbeitung und -vermarktung, sondern nimmt auch wesentlichen Einfluss auf die politische Gestaltung der Rahmenbedingungen einer nachhaltigen Lebensmittelwirtschaft. Darin liegt ein wesentlicher Hebel, die Bereitstellung unserer Lebensmittel in Einklang mit dem SDG 15 zu bringen.

 

Vielen Dank, lieber Herr Zollitsch, für Ihre fundierte Analyse und die klaren Worte.

 

Über SDG to go

Bei SDG to go geben Expert:innen auf Einladung von 2020 – Agentur für Nachhaltigkeit und Kommunikation und goals connect e.V. wertvolle Impulse zur Bedeutung der SDGs für Wirtschaft und Gesellschaft.