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CSRD/ESRS: Biodiversität – Der unterschätzte Standard

von | 31.01.2025 | Beitrag, CSRD

In Nachhaltigkeitsberichten steht oft der Klimawandel im Fokus. Aber vielleicht sind es die übersehenen Themen, bei denen euer Unternehmen den Unterschied machen kann. Biodiversität ist eines dieser Themen.

Ungefähr 50 % der globalen Wirtschaft hängen von intakten Ökosystemen ab. Doch vielen Unternehmen ist ihre Abhängigkeit nicht bewusst. Und die wenigsten wissen, wie sich ihre Aktivitäten auf die Artenvielfalt auswirken. Mit der CSRD und dem Berichtsstandard ESRS E4 rückt Biodiversität stärker in den Fokus der Nachhaltigkeitsberichterstattung.

Was fordert der ESRS E4?

Erstmals verlangt ein Berichtstandard eine detaillierte Analyse, wie Unternehmen Artenvielfalt und Ökosysteme beeinflussen (Inside-out) und von ihr abhängen (Outside-in). Diese doppelte Wesentlichkeit ist entscheidend für die Steuerung naturbezogener Auswirkungen, Risiken und Chancen – und damit für die Zukunftsfähigkeit eures Unternehmens.

Warum ist das wichtig?

Intakte Ökosysteme erbringen lebenswichtige Leistungen: Sie liefern Trinkwasser, halten die Luft sauber, sind Basis für Nahrungsmittel und Medikamente. Doch schon heute ist der Biodiversitätsverlust historisch beispiellos und weltweit spürbar. Auch in Deutschland. Dieser Verlust birgt enorme Risiken – von Wetterextremen über Lieferkettenausfälle bis hin zu steigenden Rohstoffkosten.

Herausforderungen für Unternehmen

  • Kein einheitliches KPI: Anders als beim Klimaschutz, wo CO₂-Emissionen die zentrale Kennzahl sind, gibt es für Biodiversität nicht den einen Indikator.
  • Komplexität: Biodiversität ist regional unterschiedlich und umfasst nicht nur Artenvielfalt, sondern die Leistungen ganzer Ökosysteme. Die Analyse ist daten- und zeitintensiv.
  • Datenlücken: In Unternehmen und besonders in globalen Wertschöpfungsketten fehlen Daten, die für fundierte Bewertungen erforderlich wären.
  • Hoher Interpretationsaufwand: Tools und Analysen liefern oft Ergebnisse, die ohne spezialisierte Expertise schwer zu nutzen sind.

Warum sich die Mühe trotzdem lohnt

Unternehmen, die Biodiversität proaktiv adressieren, profitieren. Weil sie:

  • Naturbezogene Risiken im Unternehmen und entlang der Lieferkette gezielt steuern können.
  • Sich mit ihrem Engagement für ein unterschätztes Nachhaltigkeitsthema von ihren Mitbewerbern abheben.
  • Chancen – etwa durch von der Natur inspirierte Innovationen und nachhaltige Geschäftsmodelle – frühzeitig erkennen.

Wie ihr das Thema angehen könnt

Die Umweltstiftung Michael Otto hat einen Praxisleitfaden für ESRS E4 entwickelt. Den Link findet ihr im ersten Kommentar. Und natürlich stehen wir von 2020 – Agentur für Nachhaltigkeit und Kommunikation euch bei der Umsetzung gern zur Seite.

Fazit

Der Biodiversitätsverlust bedroht unsere Lebensgrundlage. ESRS E4 fordert Unternehmen auf, ihre Abhängigkeiten und Einflüsse auf die Natur zu messen und zu managen. Die Berichterstattung ist dabei kein Selbstzweck, sondern ein Analyse- und Monitoring-Tool auf dem Weg zum zukunftsfähigen Wirtschaften.