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Reifegradmodell: FAQ

von | 27.07.2023 | Beitrag

Antworten auf die häufigsten Fragen zum Reifegradmodell

Allgemeines

Lässt sich Nachhaltigkeit messen?

Einige Aspekte von Nachhaltigkeit sind relativ leicht messbar. Will ein Unternehmen wissen, wie es zum Klimawandel beiträgt, kann es seine Treibhausgasemissionen nach anerkannten Standards messen. Andere Aspekte lassen sich nur schwer in Zahlen ausdrücken: Wie geht es den Mitarbeitenden? Gibt es bei uns Ungerechtigkeiten? Tragen wir zum Artensterben bei, und wenn ja, wie?

Um solche Fragen zu beantworten, haben wir das Reifegradmodell entwickelt. Darin gibt es für jeden Aspekt von Nachhaltigkeit fünf Level. Jedes Level enthält messbare Kriterien. Erfüllt ein Unternehmen alle Kriterien eines Levels, hat es den entsprechenden Reifegrad erreicht. So können wir ganzheitlich erfassen, wo ein Unternehmen in Sachen Nachhaltigkeit steht.

Was ist das Reifegradmodell?

Das Reifegradmodell ist ein Modell, um Nachhaltigkeit in Unternehmen messbar und sichtbar zu machen. Es wurde von Daniel Obst und der Agentur 2020 entwickelt und basiert auf den 17 Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen, den Sustainable Development Goals oder kurz SDGs.

Im Reifegradmodell können Unternehmen pro SDG Level von 1 bis 5 erreichen, die von den Grundlagen bis hin zu systemischen Veränderungen führen. Jedes Level enthält aufeinander aufbauende Kriterien. Sind in einem SDG alle Kriterien eines Levels nachweislich erfüllt, ist der entsprechende Reifegrad erreicht. So wird die Nachhaltigkeit eines Unternehmens nicht nur messbar, sondern auch auf einen Blick sichtbar:

Funktioniert das Reifegradmodell für jede Branche?

Kurz gesagt: Ja. Die Kriterien des Reifegradmodells sind branchenübergreifend angelegt. In der Praxis haben wir es bereits in verschiedensten Branchen – vom Handel über die Produktion bis zur Versicherung – erfolgreich angewendet.

Gerade weil die Kriterien allgemein formuliert sind, müssen sie bei der Standortbestimmung auf das spezifische Unternehmen, sein Geschäftsmodell, sein Produktportfolio und seine Arbeitsweise übertragen werden. Dabei unterstützen wir unsere Kund:innen mit persönlicher Begleitung und Beispielen.

Ab welcher Unternehmensgröße ist das Reifegradmodell sinnvoll?

Das Reifegradmodell eignet sich für Unternehmen ab circa 40 bis 50 Mitarbeitenden. Für kleinere Unternehmen sind die enthaltenen Anforderungen und der damit verbundene Aufwand tendenziell zu groß. Aber jedes Unternehmen ist anders. Ob das Reifegradmodell die richtige Lösung für Sie ist, finden wir am besten im persönlichen Gespräch heraus.

Hintergründe

Muss jedes Unternehmen in allen SDGs auf das höchste Level kommen?

Nein – das ist in den meisten Fällen weder möglich noch sinnvoll. Auch Unternehmen haben nur begrenzt Zeit und Geld. Sie müssen Prioritäten setzen, um effektiv vorwärtszukommen auf dem Weg in Richtung Nachhaltigkeit. Deshalb sollten sie zuerst ihre wesentlichen SDGs ermitteln. So können sie sich auf ihre „großen Hebel“ konzentrieren – und dort mit dem Reifegradmodell ansetzen.

Wie lassen sich die wesentlichen SDGs ermitteln?

Am besten setzt sich zunächst ein unternehmensinternes Nachhaltigkeitsteam mit den SDGs auseinander. Anschließend sollte eine Wesentlichkeitsanalyse stattfinden. Dabei werden interne und externe Stakeholder befragt, welche Themen aus ihrer Sicht für das Unternehmen wesentlich sind, und ihre Antworten ausgewertet. Für viele Unternehmen wird die Wesentlichkeitsanalyse aufgrund der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) sogar zur Pflicht.

Die aus diesem Prozess gewonnenen Erkenntnisse sollten dann im Unternehmen diskutiert werden. Die Leitfrage lautet: Wo wirken wir als Unternehmen besonders positiv oder negativ – und wo könnten wir in Zukunft noch positiver wirken? Am Ende wählt das Unternehmen so „seine“ wesentlichen SDGs.

Orientiert sich das Reifegradmodell nur an den SDGs oder berücksichtigt es auch Kritik an ihnen?

Bei der Entwicklung des Reifegradmodells haben wir uns vor allem an den SDGs und dazugehörigen Veröffentlichungen orientiert, aber auch zahlreiche weitere Quellen berücksichtigt. Uns ist bewusst, dass es berechtigte Kritik an den SDGs gibt, beispielsweise bei den Themen sexuelle Identität, sexuelle Orientierung oder Wirtschaftswachstum. Wir arbeiten bereits daran, unser Reifegradmodell dahingehend weiterzuentwickeln.

Wie kommt das Reifegradmodell von den SDGs zu Levelkriterien und konkreten Maßnahmen?

Im Reifegradmodell gibt es für jedes SDG messbare Kriterien. Sie basieren auf den SDG-Unterzielen, dem SDG Compass des UN Global Compact, zahlreichen Artikeln, Webseiten, Studien und Büchern, Interviews mit Nachhaltigkeitsexpert:innen sowie den Anforderungen vergleichbarer Modelle wie B-Corp-Zertifizierung, Gemeinwohl-Bilanz und SDG Action Manager.

Da die Kriterien branchenübergreifend formuliert sind, müssen sie bei der Standortbestimmung auf das spezifische Unternehmen, sein Geschäftsmodell, sein Produktportfolio und seine Arbeitsweise übertragen werden. Dabei unterstützen wir unsere Kund:innen mit individueller Begleitung und Beratung. Ist ein Kriterium noch nicht erfüllt, leiten wir gemeinsam Ideen für Maßnahmen ab.

Ein Beispiel: Für das SDG 13, Maßnahmen zum Klimaschutz, lautet ein Kriterium „Messung der eigenen und aus eingekaufter Energie entstehenden Treibhausgas-Emissionen (Scope 1 und 2).“ Erfüllt das Unternehmen dieses Kriterium noch nicht, bietet es sich als Maßnahme an, eine Treibhausgasbilanz zu erstellen.

 

Hilft das Reifegradmodell auch, gesetzliche Pflichten in Sachen Nachhaltigkeit zu erfüllen?

Ja, denn die Levelkriterien decken alle aktuell relevanten Nachhaltigkeitsgesetze mit ab. Momentan arbeiten wir daran, auch die Anforderungen der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), der neuen EU-Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung, in die Levelkriterien zu integrieren.

 

 

Praxis

Wie läuft die Arbeit mit dem Reifegradmodell ab und wie lange dauert sie?

Idealerweise starten wir mit einem Workshop, um Rahmen und Ziel des Projekts zu definieren. Darauf folgt eine Wesentlichkeitsanalyse, um die wesentlichen SDGs zu identifizieren. Dann beginnt die Standortbestimmung mit dem Reifegradmodell.

Als erstes stellen wir unseren Ansprechpersonen im Unternehmen Modell und Ablauf vor. Außerdem bekommen sie eine Kurzanleitung sowie ein Info-Paket zu ihrem Pilot-SDG an die Hand. Dann gehen sie die ersten Levelkriterien durch, prüfen, ob sie sie erfüllen, und laden Nachweise in einen gemeinsamen Cloud-Speicher hoch. Wir prüfen die Nachweise und ermitteln den Reifegrad im Pilot-SDG. Danach treffen wir uns für einen ersten Schulterblick, besprechen das Pilot-SDG, entwickeln für noch nicht erfüllte Kriterien Maßnahmen-Ideen und werfen einen Blick auf das nächste SDG. So gehen wir gemeinsam von SDG zu SDG, bis für alle wesentliche SDGs der Reifegrad ermittelt ist. Das dauert je nach Unternehmen

Die Ergebnisse der Standortbestimmung bieten dann die Basis für erste Maßnahmen und eine ganzheitliche Nachhaltigkeitsstrategie.

Wie kann ich mich auf die Arbeit mit dem Reifegradmodell vorbereiten? Welche Hilfsmittel gibt es?

Eine Vorbereitung ist nicht notwendig. Wer sich vorab informieren möchte, findet auf unserer Website mehrere Artikel zum Reifegradmodell.

Zu Beginn der Standortbestimmung stellen wir das Reifegradmodell und den Ablauf vor. Danach verschicken wir eine Kurzanleitung sowie ein Info-Paket zum Pilot-SDG. Es enthält:

  • Ein Kompendium, das das jeweilige SDG, seine Unterziele, seine Relevanz für Unternehmen sowie die thematischen Dimensionen und Levelkriterien erklärt
  • Eine Übersichtstabelle, die die Dimensionen, Level und Kriterien auf einen Blick zeigt
  • Eine Nachweisliste, in die Sie für jedes erfüllte Kriterium einen oder mehrere Nachweise eintragen

Außerdem gibt es eine Maßnahmenliste, in der wir für noch nicht erfüllte Kriterien Maßnahmen-Ideen sammeln.

Wir begleiten Sie während der gesamten Standortbestimmung, beantworten Fragen, geben Beispiele oder entwickeln Ideen – individuell und persönlich.

Wie wende ich die Kriterien auf mein Unternehmen an?

Die Levelkriterien sind branchenübergreifend formuliert. Bei der Frage, was das für Ihr spezifisches Unternehmen bedeutet, können Sie sich an zwei Prinzipien orientieren:

  • Verhältnismäßigkeit: Je nach Branche, Geschäftsmodell und Größe eines Unternehmens können Kriterien unterschiedlich ausgelegt und angewendet werden. Wichtig dabei ist, der eigenen gesellschaftlichen Verantwortung gerecht zu werden.
  • Wesentlichkeit: Aus der Wesentlichkeitsanalyse wissen Sie, welche Nachhaltigkeitsthemen und Handlungsfelder für Ihr Unternehmen wesentlich sind. Die Levelkriterien sollten schwerpunktmäßig in den relevantesten Geschäftstätigkeiten, Prozessen und Produktgruppen umgesetzt werden, um die größte positive Wirkung zu erzielen.

Wenn klar ist, was das Kriterium für Ihr Unternehmen bedeutet, dann überlegen Sie, ob Sie es bereits erfüllen. Suchen Sie nach konkreten Beispielen aus Ihrer Geschäftspraxis, an denen das sichtbar wird – und die Sie auch belegen können.

Warum sind Nachweise notwendig und wo finde ich sie?

Ein Levelkriterium gilt erst dann als erfüllt, wenn Sie dafür einen oder mehrere geeignete Nachweise vorlegen. Warum? Zum einen wollen wir, dass das Reifegradmodell Nachhaltigkeit möglichst objektiv und verlässlich misst. Zum anderen haben Sie so später alle relevanten Informationen und Belege zur Hand – etwa zur Erfüllung gesetzlicher Pflichten, für den Nachhaltigkeitsbericht oder eine Zertifizierung.

Die Nachweise können in unterschiedlichen Geschäftsbereichen und Abteilungen zu finden sein. Überlegen Sie sich am besten beim Start eines jeden SDGs, wer relevante Informationen liefern könnte. Ein Beispiel: Bei SDG 4, Bildung, kann oft die Personalabteilung helfen, weil sie die Weiterbildungen der Mitarbeitenden verantwortet.

Wie geht es nach der Standortbestimmung weiter?

Die Ergebnisse der Standortbestimmung …

  • enthalten Tipps für erste Maßnahmen, die sich leicht und schnell umsetzen lassen
  • liefern Daten und Inhalte für gesetzliche Pflichten, den Nachhaltigkeitsbericht oder eine Zertifizierung
  • bieten die Basis für eine ganzheitliche Nachhaltigkeitsstrategie inklusive Zielen und Maßnahmen

Ausblick

Werdet ihr auch XY ins Reifegradmodell integrieren?

Wir entwickeln das Reifegradmodell fortlaufend weiter. Momentan arbeiten wir daran, die Anforderungen der CSRD in die Levelkriterien zu integrieren. Außerdem beschäftigen wir uns mit den Themen sexuelle Identität / sexuelle Orientierung sowie mit den Inner Development Goals. Wir freuen uns immer über neue Impulse, ob per LinkedIn, E-Mail oder im persönlichen Gespräch.

Gibt es eine Einsteiger-Version des Reifegradmodells?

Noch nicht – aber wir arbeiten bereits an einem „QuickCheck Nachhaltigkeit“. Das ist ein Online-Fragebogen zur Selbsteinschätzung für Unternehmen. Wer ihn ausfüllt, erhält erste Hinweise darauf, wo das eigene Unternehmen in Sachen Nachhaltigkeit steht und welche Handlungsfelder sich abzeichnen. Auf dieser Basis lassen sich dann erste Maßnahmen oder eine ganzheitliche Standortbestimmung mit dem Reifegradmodell planen.

Gibt es das Reifegradmodell auch als Webportal?

Die Arbeit mit dem Reifegradmodell läuft schon jetzt fast ausschließlich digital, mit Cloud-Speicher & Co. Wir arbeiten aber bereits an einem Webportal, das die Handhabung noch einfacher und effizienter machen wird. Es sollte bis Ende des Jahres 2023 einsatzbereit sein.

Kann ich das Reifegradmodell eigenständig nutzen?

Ja, wir bieten auch ein SDG Self Assessment mit dem Reifegradmodell an, ohne individuelle Beratung und Begleitung. So können Unternehmen selbstständig ihren Status quo in Sachen Nachhaltigkeit erfassen. Das SDG Self Assessment umfasst eine kurze Einführung ins Reifegradmodell, erklärende Dokumente und den gemeinsamen Abschluss der Standortbestimmung.

Gibt es ein Reifegradmodell-Zertifikat?

Ja: Wer die Standortbestimmung mit dem Reifegradmodell abgeschlossen hat, erhält von uns ein Zertifikat mit der eigenen finalen Reifegradmodell-Grafik.