Wunsch vs. Wirklichkeit: 9 von 10 Deutschen möchten nachhaltiger leben. Würden sie dafür mehr bezahlen?
Nein, sind viele Unternehmen überzeugt. Und damit liegen sie leider teilweise richtig. Der Wille ist zwar da, allerdings hapert es an der Umsetzung.
94 Prozent der Deutschen möchten in mindestens einem Lebensbereich nachhaltiger handeln. Das geht aus der Studie „Sustainability Sector Index 2022“ hervor. Ein Wunsch an vorderster Stelle: Durch den Kauf lokal produzierter Produkte die Umwelt schützen. Das gaben 44 Prozent der Befragten an. Nur 15 Prozent haben es wirklich getan.
Woran liegt das?
Die meisten sehen die Verantwortung eher bei den Unternehmen. 89 Prozent der Deutschen erwarten, dass Unternehmen sich stärker für Nachhaltigkeit engagieren, wie die Studie „Nachhaltigkeit im Fokus“ des Marktforschungsinstituts Rothmund Insights belegt.
Unternehmen wiederum sagen: „Wer konsumiert, ist selbst für Nachhaltigkeit verantwortlich.”
Wir finden: sowohl als auch. Die Verantwortung liegt bei Konsumierenden *und* Unternehmen.
Und warum tun sich Konsumierende so schwer?
- Nachhaltige Produkte werden häufig als teurer wahrgenommen (Quelle: Umweltbewusstseinsstudie, 2024). Das stimmt zwar nur manchmal – Gemüse etwa ist günstiger als Fleisch. Trotzdem hemmt dieser Glaube viele Verbraucher:innen, auch wenn sie grundsätzlich positiv gegenüber nachhaltigen Alternativen eingestellt sind.
- Viele Menschen erwarten von Unternehmen, dass sie eine Vorbildrolle einnehmen. Gleichzeitig misstrauen sie “grünen” Werbeaussagen und Nachhaltigkeitslabels, was die Unsicherheit weiter verstärkt.
Nachhaltigkeit sollte unkompliziert und erschwinglich wirken.
Das können Unternehmen fördern:
- Vertrauen schaffen: Kommuniziert ehrlich und transparent über die Nachhaltigkeitsaspekte eurer Produkte. Klare Kennzeichnungen fördern die Kaufentscheidung.
- Commitment stärken: Erinnert Kund:innen an ihre Werte. Und zeigt ihnen, wie euer nachhaltiges Produkt ihnen hilft, diese Werte zu leben.
- Lieferketten gestalten: Unternehmen haben die Macht, Dinge zu ändern, die Kundinnen und Kunden allein nicht beeinflussen können – wie nachhaltige Lieferketten oder ressourcenschonende Produktion.
Erfolgsgeschichten von Unternehmen, die zeigen, wie es geht:
Green Elephant bietet Labormaterialien aus nachwachsenden Rohstoffen an – und hat damit rasch große Pharmakonzerne als Kund:innen gewonnen.
Eventwide Berlin wurde Schritt für Schritt nachhaltiger und ist inzwischen als „Sustainable Partner” zertifiziert. Die Preise musste das Unternehmen deshalb nicht erhöhen.
Nachhaltigkeit ist also keine Frage von Perfektion, sondern von Möglichkeiten. Unternehmen können ihren Kund:innen dabei helfen, ihre Werte in die Tat umzusetzen. Ihr könnt die Veränderung mitgestalten – egal ob als Verbraucher, Unternehmerin oder Unterstützer.