„Bildung ist ein Menschenrecht und der Schlüssel zu individueller und gesellschaftlicher Entwicklung.“ So formuliert es die UNESCO. Bildung lässt uns Zusammenhänge verstehen und eröffnet uns Raum für Gestaltung. Auch deshalb lautet eines der 17 Nachhaltigkeitsziele der UN: hochwertige Bildung und Möglichkeiten lebenslangen Lernens für alle fördern. Doch wie genau hängen Bildung und Nachhaltigkeit zusammen?
Die letzten Jahrzehnte: Bildung für grenzenloses Wachstum
Während der Club of Rome vor bereits 50 Jahren sehr klar „Die Grenzen des Wachstums“ beschrieb, wurden ganze Generationen von Wirtschaftsdenker*innen und Führungskräften geprägt durch die ökonomische Schule Milton Friedmans. Seine Doktrin: „The business of business is business.“ Ein Unternehmen ist nur für seine Aktionärinnen und Aktionäre sozial verantwortlich und sollte deshalb allein darauf abzielen, deren Rendite zu maximieren. Diese ökonomische Lehre ist an den meisten Hochschulen allgegenwärtig und scheint die Art unseres Wirtschaftens bis heute zu bestimmen. Die Erkenntnisse über die Grenzen des Wachstums jedoch fanden sich in unserem Bildungssystem kaum wieder.
Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass wir für unseren heutigen Lebensstil die Ressourcen von etwa 1,7 Erden verbrauchen. Denn sosehr wir die Grundlagen von Sprachen und Mathematik, Naturwissenschaften oder Betriebs- und Volkswirtschaftslehre gelernt und verstanden haben – so wenig ist es uns bislang gelungen, die Grundlagen nachhaltigen Wirtschaftens und zukunftsfähiger Lebensstile in die Köpfe und Herzen zu bringen. Wer hatte in der Schule schon das Fach Nachhaltigkeit? Auch wenn Studiengänge an Hochschulen zu diesem Thema endlich immer öfter zu finden sind, brauchen wir doch vor allem eines: Bildung für nachhaltige Entwicklung. Für alle.
Was ist Bildung für nachhaltige Entwicklung?
„Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) versetzt Menschen in die Lage, ihr eigenes Handeln in globalen Zusammenhängen zu betrachten und verantwortungsvolle Entscheidungen für eine nachhaltige Gegenwart und Zukunft zu treffen“, so lautet die prägnante Formulierung der UNESCO. Das Ziel ist, in einem Wort: Generationengerechtigkeit.
Wir brauchen mehr denn je verantwortungsvolle Entscheidungen, um eine nachhaltige, enkeltaugliche Zukunft zu gestalten. Eine Zukunft, deren Basis nicht mehr die Ausbeutung der Natur oder anderer Menschen ist. Sondern eine, in der wir den Ökosystemen der Erde nicht mehr entnehmen, als nachwächst. Eine Zukunft, in der wir die Würde aller respektieren und fair und partnerschaftlich miteinander umgehen.
Und was ist die Basis für unsere Entscheidungen? Das, was wir erlebt, und das, was wir gelernt haben. Dass Bildung nicht nach Schule, Ausbildung und Uni aufhört, ist klar. BNE muss also Teil des lebenslangen Lernens werden. Nur: wie?
BNE in der Praxis
Ob wir an Kitas, Schulen oder an das Erwachsenenalter denken, das Ziel sollte immer sein: die 17 Nachhaltigkeitsziele der UN, ihre Bedeutung, Zusammenhänge und eigene Handlungsmöglichkeiten altersgerecht vermitteln. Ob es um Ernährung oder Mobilität, Klimaschutz oder Lieferkettensorgfalt geht – Vorträge und Workshops helfen dabei, das eigene Handeln und dessen Auswirkungen zu reflektieren. Das darf aber nur der erste Schritt sein. Besonders wichtig konkrete praktische Impulse, die Menschen Handlungsspielräume aufzeigen und sie dazu motivieren, selbst aktiv zu werden.
Wir brauchen letztlich nicht weniger als eine umfassende und ganzheitliche Bildungsoffensive zum Thema Nachhaltigkeit – angefangen bei Kitas und Schulen, über Ausbildungsbetriebe und Unis bis hin zu uns Erwachsenen in Unternehmen, Vereinen und im öffentlichen Raum. Denn Bildung ist der Schlüssel für eine nachhaltige Zukunft.